Überschrift: Grundinstandsetzung Hachmannkai

Be­stand und His­to­rie

Der Hach­mann­kai be­fin­det sich im mitt­le­ren Hafen im Ge­biet Stein­wer­der auf der West­sei­te des Ross­ha­fens. Er wurde im Jahr 1906 ge­baut und bis 1930 noch Vul­kan­kai ge­nannt. Die his­to­ri­sche Kai­mau­er ist eine auf Holz­pfäh­len ge­grün­de­te Schwer­ge­wichts­wand aus un­be­wehr­tem Beton mit einer Ver­blen­dung aus Ba­salt­stein sowie einem So­ckel und obe­ren Ab­schluss­stein aus Gra­nit. Der Kai­mau­er­über­bau ist bis zu 6,4 m hoch und hat an der Kai­kan­te eine plan­mä­ßi­ge Höhe von +5,70 m NHN. Der Über­bau ist land­sei­tig ge­treppt aus­ge­führt.

Der Ross­ha­fen wurde im Jahr 1907 zu­nächst als Fluss­schiff­ha­fen an­ge­legt und 1910 zum See­schiff­be­cken um­ge­baut. Dort sie­del­te sich ab 1907 die Vul­kan­werft an. Zu Be­ginn exis­tier­ten zwei Hel­gen, auf denen ab 1910 mit dem Li­ni­en­schiff SMS Fried­rich der Große und dem Pas­sa­gier­schiff Der Im­pe­ra­tor die ers­ten bei­den Neu­bau­ten ent­stan­den. Die Kai­an­la­ge am Hach­mann­kai wurde zeit­lich auch Im­pe­ra­tor­kai ge­nannt. Wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges spe­zia­li­sier­te sich die Werft auf den U-Boot Bau. Im Zeit­raum von 1915 bis 1918 wur­den ins­ge­samt 68 U-Boote fer­tig­ge­stellt. Im Jahr 1930 über­nah­men die Kie­ler Howaldt­s­wer­ke (ab 1968 Howaldt­s­wer­ke-Deut­sche Werft - HDW) den Be­trieb.

Ab 1939 baute die MAN-Toch­ter­fir­ma Mo­to­ren­werk Ham­burg GmbH am Hach­mann­kai im Auf­trag der Kriegs­ma­ri­ne in sechs gro­ßen Werks­hal­len ihren Be­trieb auf. Dort soll­ten Die­sel­mo­to­ren für Kriegs­schif­fe her­ge­stellt wer­den. Auf­grund der Kon­zen­tra­ti­on auf den U-Boot-Krieg wur­den statt­des­sen Mo­to­ren für U-Boote ge­baut. Von 1942 bis 1983 war die Mo­to­ren­werk Ham­burg GmbH ein be­deu­ten­der Her­stel­ler von Schiffs­die­sel­mo­to­ren und Zu­lie­fe­rer für den Schiff­bau der Werf­ten in Ham­burg.

Heut­zu­ta­ge wird nur noch eine der sechs Hal­len von MAN ge­nutzt. Die an­de­ren fünf wer­den an ver­schie­de­ne Ha­fen­be­trie­be ver­mie­tet, die die Hal­len als La­ger­raum nut­zen. Das ge­sam­te En­sem­ble be­ste­hend aus Kai­mau­er und Hal­len steht unter Denk­mal­schutz.

An der Kai­mau­er wur­den mit der Zeit ho­ri­zon­ta­le und ver­ti­ka­le Be­we­gun­gen im De­zi­me­ter­be­reich fest­ge­stellt. Im Laufe der Jahre wurde die Kai­mau­er ab­schnitts­wei­se z. B. durch eine Ver­an­ke­rung und / oder eine Spund­wand­schür­ze aus Stahl er­tüch­tigt. Der nörd­li­che Hach­mann­kai wurde be­reits 1980 in­stand­ge­setzt. Im Jahr 2016 ha­va­rier­te ein Seg­ment des süd­li­chen Hach­mann­kais. Auf­grund der Ha­va­rie wurde der Hach­mann­kai dann voll­stän­dig ge­sperrt.

Querschnitt Hachmannkai (Zeichnung schwarz/weiß)
Querschnitt Hachmannkai (bunt dargestellt)

Neu­bau des Hach­mann­kais

Vor der be­ste­hen­den Kai­mau­er wird eine kom­bi­nier­te Spund­wand aus Stahl vor­ge­setzt. Die Spund­wand wird im Boden voll ein­ge­spannt und zu­sätz­lich durch Mi­kro­pfäh­le ein­fach rück­ver­an­kert. Die plan­mä­ßi­ge Ober­kan­te der Kai­mau­er liegt bei +5,70 mNHN. Die Ha­fen­soh­le liegt im Roß­ha­fen unter Be­rück­sich­ti­gung einer Aus­bau­re­ser­ve von drei Meter bei -10,80 mNHN. Die Bau­werks­län­ge be­trägt ca. 465 m. Auf den nörd­li­chen 20 m im Roß­ha­fen wird die Spund­wand frei aus­kra­gend als Flü­gel­wand in den an­gren­zen­den Ha­va­rie-be­reich ge­führt. Das Vor­bau­maß be­trägt zwi­schen ~3,60 und ~4,30 m.

Ent­wurfs­prin­zi­pi­en

In der Ver­gan­gen­heit bis in die Ge­gen­wart wur­den zum Teil er­heb­li­che Be­we­gun­gen im De­zi­me­ter­be­reich in ho­ri­zon­ta­ler und ver­ti­ka­ler Rich­tung am be­ste­hen­den Kai­kopf des Hach­mann­kais be­ob­ach­tet. Di­rekt im nörd­li­chen An­schluss an den Be­reich der neu her­zu­stel­len­den Kai­mau­er folgt ein Kai­mau­er­be­reich des Hach­mann­kais, der bei Not­si­che­rungs­maß­nah­men, die auf­grund die­ser fest­ge­stell­ten Be­we­gun­gen durch­ge­führt wur­den, im De­zem­ber 2016 ha­va­riert ist. Auf­grund der Nähe zur vor­han­de­nen, ab­gän­gi­gen Kai­mau­er und der bau­glei­chen Aus­füh­rung der Kai­mau­ern wur­den im Bau­her­ren­ent­wurf sämt­li­che Bau­ver­fah­ren so ge­wählt, dass eine Ge­fähr­dung des Be­stan­des mög­lichst ver­hin­dert bzw. best­mög­lich re­du­ziert wird.

Ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen, in denen die Be­stand­kai­mau­er die Stand­si­cher­heit der Hoch­was­ser­schutz­wand des Pol­ders und der Hoch­bau­ten si­chert, ist eine wei­te­re Ha­va­rie un­be­dingt zu ver­mei­den. In­so­fern wur­den er­schüt­te­rungs­ar­me Bau­ver­fah­ren ge­wählt. Die­ser Be­reich darf als last­frei­er Strei­fen bis zur Her­stel­lung und kraft­schlüs­si­gen Rück­ver­an­ke­rung der neuen Spund­wand und Hinter­fül­lung mit Boden nicht für die Bau­aus­füh­rung ge­nutzt wer­den und stellt eine zu­sätz­li­che Her­aus­for­de­rung für das Bauen dar.

Bau­ver­fah­ren

Die kom­bi­nier­te Spund­wand be­steht aus Tragroh­ren mit einem Durch­mes­ser von ca. 1,2 m, die in ver­rohr­te Boh­run­gen ein­ge­stellt wer­den. An­schlie­ßend wird der Fuß­be­reich aus­be­to­niert und die Boh­rung sowie das Tragrohr mit Sand ver­füllt. Zwi­schen die Tragroh­re wer­den Füll­boh­len AZ 26 ein­ge­baut und so eine durch­ge­hen­de Wand er­zeugt. Diese Wand wird mit Mi­kro­ver­press­pfäh­len rück­ver­an­kert bevor der Raum zwi­schen alter und neuer Kon­struk­ti­on mit Sand ver­füllt wird. Den obe­ren Ab­schluss bil­det ein Stahl­be­ton­holm, an den die Ober­flä­chen­be­fes­ti­gung plan her­an­ge­führt wird. Das Ein­brin­gen der Tragroh­re, der Füll­boh­len und der Ver­an­ke­rung er­folgt dabei von der Was­ser­sei­te aus mit schwim­men­dem Gerät, da die be­ste­hen­de Kon­struk­ti­on last­frei zu hal­ten ist.

Rand­be­din­gun­gen

  • In Boh­run­gen Ø1,80m ein­ge­stell­te Tragroh­re zur Mi­ni­mie­rung von Er­schüt­te­run­gen
  • Tief­lie­gen­de Ver­an­ke­rung zur Ver­mei­dung einer Schwä­chung der Schwer­ge­wichts­wand
  • Hoch aus­ge­las­te­te Mi­kro­pfäh­le mit Grenz­las­ten bis 5000kN
  • Um­fang­rei­ches Mo­ni­to­ring zur Mes­sung und Be­gren­zung von Er­schüt­te­run­gen und Set­zun­gen
Baustelle Hachmannkai
Hamburger Hafen

Tech­ni­sche Daten

Ge­samt­län­ge: 470 m 
Tragroh­re: 180 Stück / 2.600 Ton­nen
Füll­boh­len: 180 Stück / 700 Ton­nen
An­ker­pfäh­le: 186 Stück
Beton: 4.200 m³
Sand­ein­bau: 34.000 m³

Ter­mi­ne

Ha­va­rie           12.2016
Pro­jekt­start     10.2018
Ge­neh­mi­gung 03.2021
Bau­auf­trag      03.2022
Bau­zeit            10.2022 bis 12.2024
Fer­tig­stel­lung / Über­ga­be      An­fang 2025


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