22.05.2025

KI gegen Plastikmüll: Robotersystem SeaClear2.0 im Hamburger Hafen getestet

Die Hamburg Port Authority (HPA) präsentierte heute am Standort in Harburg erstmals das weiterentwickelte Robotersystem SeaClear2.0 im Live-Einsatz. Ziel des europäischen Forschungsprojekts ist, mithilfe autonomer Roboter Meeresmüll effizient zu erkennen, zu klassifizieren und zu beseitigen – sowohl an der Oberfläche als auch am Meeresboden.

Das System kombiniert unbemannte Unterwasser- und Überwasserfahrzeuge sowie Drohnen. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) und hochauflösender Sensorik kann SeaClear2.0 Müll in schwer zugänglichen oder risikoreichen Bereichen identifizieren und entfernen – mit minimalem menschlichem Eingriff. Bereits im Jahr 2022 hatte die HPA gemeinsam mit den Projektpartnern das Vorgängermodell SeaClear vorgestellt. Neu sind nun unter anderem ein leistungsfähiger Greifarm für größere Objekte sowie ein Begleitboot, das die geborgenen Müllobjekte an Land bringt.

Unsere Ozeane enthalten rund 25 Millionen Tonnen Plastikmüll – über 90 Prozent davon befinden sich auf dem Meeresboden. Allein in europäischen Gewässern landen jährlich bis zu 500.000 Tonnen Makroplastik und bis zu 130.000 Tonnen Mikroplastik. Herkömmliche Bergungsmethoden sind teuer und gefährlich – SeaClear2.0 bietet hier eine vielversprechende Alternative.

Parallel zur Weiterentwicklung der Technik wurden in der Vergangenheit Umweltaktionen mit dem NABU durchgeführt. Im Rahmen der aktuellen Testkampagne fand außerdem ein Policy-Workshop mit Behörden, Forschungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Wirtschaft statt, um politische Lösungen zur Müllvermeidung zu entwickeln.

Lennart Kinau, Head of Strategy and Communication bei der Hamburg Port Authority (HPA): „Mit SeaClear2.0 setzen wir auf modernste Technologien, um aktiv gegen Plastikmüll in den Gewässern vorzugehen. Durch die Kombination von Robotik, Künstlicher Intelligenz und Digitalen Zwillingen schaffen wir innovative Lösungen für reale Umweltprobleme. Uns ist es wichtig, die HPA und den Hamburger Hafen in europäische Projekte einzubinden. Auch wenn wir nicht mit denselben Herausforderungen bei der Müllbergung konfrontiert sind wie in den Ozeanen, eröffnet uns SeaClear2.0 die Chance, Erkenntnisse zu gewinnen, wie wir unsere Infrastruktur und Abläufe im Hafen noch effizienter gestalten können – etwa durch den Umgang mit Störungen im Wasser oder den gezielten Einsatz von Sensorik.“

Johannes Oeffner, Teamleiter Maritime Technologie und Bionik des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen: „SeaClear2.0 erweitert das SeaClear-Gesamtsystem und soll ermöglichen, auch größeren Unterwassermüll automatisch aus der Wassersäule zu erkennen und zu bergen. Mit der Pilot-Kampagne im Hamburger Hafen in diesen Wochen wurde ein wichtiger Schritt getan, in dem alle Roboterkomponenten der Partner zusammenkamen, um das Gesamtsystem zu testen und der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Unser eigens dafür entwickeltes unbesatztes Überwasserfahrzeug (USV) SeaDragon kann autonom an das SeaCat USV docken und erfolgreich den Unterwassermüll vom Greifer aufnehmen.“

Dr. Ing. Stefan Sosnowski, Projektleiter der Technischen Universität München (TUM): „Obwohl die Aufgabe vielleicht erst einmal einfach klingt, ist die Bergung von Müll unter Wasser eine komplexe Herausforderung für Robotersysteme. Für uns bietet sich damit eine gute Möglichkeit Forschungsergebnisse im Bereich der Robotik, der Regelungstechnik und des maschinellen Lernens direkt unter schwierigsten Bedingungen zu testen und ihr Potential zu evaluieren. Das Schöne an SeaClear2.0 ist, dass wir gleichzeitig Spitzenforschung betreiben und etwas Gutes für die Umwelt tun können.“

Über SeaClear2.0 
Das von der Europäischen Union geförderte Projekt SeaClear2.0 (seaclear2.eu) ist Teil der EU-Mission „Restore our Ocean and Waters“ und setzt neue Maßstäbe in der Entwicklung autonomer Technologien zur Meeresreinigung. Ziel ist ein vollständig automatisiertes System zur Erkennung und Bergung von Meeresmüll – bestehend aus Drohnen, unbemannten Überwasserfahrzeugen, ferngesteuerten Unterwasserrobotern (ROVs) und einem intelligenten Greifarm.

SeaClear2.0 vereint die Expertise von Forschungseinrichtungen, Industriepartnern und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus neun europäischen Ländern. Aus Deutschland sind drei Partner beteiligt:

  • Hamburg Port Authority (HPA) – Industriepartner und Gastgeber der ersten Live-Demonstration im Hamburger Hafen.
  • Fraunhofer CML – entwickelt den „SeaDragon“, ein unbesatztes Überwasserfahrzeug (USV) als autonomes Trägersystem für Sensorik und geborgenen Unterwassermüll.
  • Technische Universität München (TUM) – verantwortlich für die Entwicklung des „Smart Grapple“, eines präzisen Robotergreifers zur sicheren Bergung von Unterwasserabfällen.
     

Mit SeaClear2.0 entsteht ein innovativer Lösungsansatz für eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit: die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll.

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Hamburg Port Authority
Die Hamburg Port Authority (HPA) betreibt seit 2005 ein zukunftsorientiertes Hafenmanagement aus einer Hand und ist überall dort aktiv, wo es um Effizienz, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Hamburger Hafen geht. Den wachsenden Ansprüchen des Hafens begegnet die HPA mit intelligenten und innovativen Lösungen. Die HPA ist verantwortlich für die effiziente, ressourcenschonende und nachhaltige Planung und Durchführung von Infrastruktur- maßnahmen im Hafen und ist Ansprechpartner für alle Fragen hinsichtlich der wasser- und landseitigen Infrastruktur, der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs, der Hafenbahnanlagen, des Immobilienmanagements und der wirtschaftlichen Bedingungen im Hafen. Dazu stellt die HPA die erforder- lichen Flächen bereit und übernimmt alle hoheitlichen Aufgaben und hafenwirtschaftlichen Dienstleistungen. Sie vermarktet spezielles, hafenspezifisches Fachwissen und nimmt zudem die hamburgischen Hafeninteressen auf nationaler und internationaler Ebene wahr.
www.hamburg-port-authority.de


Fraunhofer CML
Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML entwickelt innovative Lösungen für den maritimen Sektor und die maritime Lieferkette. Wir unterstützen Unternehmen und Einrichtungen aus Schifffahrt, Hafenwirtschaft und Logistik bei der Initiierung und Umsetzung zukunftsorientierter Technologien und Prozesse.

Ausgehend von alltäglichen Herausforderungen, erarbeiten unsere interdisziplinären Teams kundenspezifische Lösungen für private und öffentliche Auftraggeber. In den vier Forschungsfeldern Maritime Logistik, Hafen, Schifffahrt und Autonome Maritime Systeme überführen unsere Mitarbeitenden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der vielfältigen Forschungstätigkeit in praxisorientierte Anwendungen. Dabei stehen Lösungen für eine durchgängige Digitalisierung und Prozessautomatisierung, Dienstleistungskonzepte sowie KI-gestützte Datenauswertung ebenso im Fokus wie autonome maritime Systeme und die nachhaltige Schifffahrt. Die innovativen Konzepte werden am CML durch Simulation, Modelle und im Realbetrieb getestet und verbessert.

Das Fraunhofer CML wurde 2010 als Teil des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML in Hamburg gegründet.
www.cml.fraunhofer.de
 

Technische Universität München
Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 700 Professuren, 53.000 Studierenden und 12.000 Mitarbeitenden eine der weltweit stärksten Universitäten in Forschung, Lehre und Innovation. Ihr Fächerspektrum umfasst Informatik, Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften, Medizin, Mathematik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie handelt als unternehmerische Universität und sieht sich als Tauschplatz des Wissens, offen für die Gesellschaft. An der TUM werden jährlich mehr als 70 Start-ups gegründet, im Hightech-Ökosystem München ist sie eine zentrale Akteurin. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Büros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinderinnen und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings wird sie regelmäßig als beste Universität in der Europäischen Union genannt.
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